Die Rolle der Unternehmenskultur für den Erfolg agiler Organisationen
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11. Juni 2024In einer globalisierten Welt sind interkulturelle Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung. Diese Erkenntnis betrifft nicht nur internationale Unternehmen, sondern auch Bildungseinrichtungen wie Hochschulen. Hier gilt es, Studierende auf eine vielfältige und global vernetzte Arbeitswelt vorzubereiten. Eine zentrale Kompetenz, die dabei nicht zu kurz kommen darf, ist die interkulturelle Verhandlungskompetenz. Aber wie vermittelt man diese Fähigkeit auf eine effektive Art und Weise? Eine Methode, die sich als äußerst wirkungsvoll erwiesen hat: Mega-Games.
Ein Beitrag von Dr. Barbara Geldermann, erschienen in Mondial Campus Edition. 29. Jahrgang, 2023. S. 19-20
In einer globalisierten Welt sind interkulturelle Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung. Diese Erkenntnis betrifft nicht nur internationale Unternehmen, sondern auch Bildungseinrichtungen wie Hochschulen. Hier gilt es, Studierende auf eine vielfältige und global vernetzte Arbeitswelt vorzubereiten. Eine zentrale Kompetenz, die dabei nicht zu kurz kommen darf, ist die interkulturelle Verhandlungskompetenz. Aber wie vermittelt man diese Fähigkeit auf eine effektive Art und Weise? Eine Methode, die sich als äußerst wirkungsvoll erwiesen hat: Mega-Games.
Im Studiengang Master of International Business der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin unterrichte ich seit 2015 das Modul »Intercultural Leadership, Motivation and Team Development«. Hierbei kommt unter anderem ein Mega-Game zum Einsatz, das ich für die komplexe Simulation von internationalem Projektmanagement und interkultureller Kommunikation eigens entwickelt habe. Dieses Planspiel ist für die Studierenden ein anspruchsvolles Unterfangen, das Vorbereitung, Durchführung und anschließende Präsentation über mehrere Wochen hinweg umfasst. Im Sommersemester 2023 kamen die Studierenden aus 25 verschiedenen Ländern – lediglich fünf von ihnen aus Europa. Aufgrund von Visaproblemen einiger Teilnehmenden fand das Mega-Game sogar in einem hybriden Format statt.
Praxisnahe Erfahrungen sammeln
Das Herzstück dieser Methode sind Simulationen, bei denen die Studierenden in die Welt interkultureller Verhandlungen eintauchen können. Einmal in die Rollen verschiedener Akteur*innen bzw. Institutionen geschlüpft, erleben sie hautnah die Herausforderungen und Dynamiken solcher Verhandlungen. Ganz gleich, ob jemand gerade erst aus Pakistan nach Deutschland gekommen ist oder sich eine rumänische Studentin aus Bukarest plötzlich in die Gedankenwelt einer Shanghaier Managerin hineinversetzt – diese praxisnahe Herangehensweise vermittelt ein tiefgreifendes Verständnis für interkulturelle Zusammenarbeit. Die Rahmengeschichte des diesjährigen Mega-Games bezieht sich auf Verhandlungen einer schwäbischen Firma, die gerade ein chinesisches Unternehmen im Norden Chinas erworben hat. Die interessante Wendung? Das chinesische Unternehmen wird aus der Ferne in Shanghai gesteuert, und sowohl der Führung in Shanghai als auch dem Unternehmen in Baden-Württemberg sind die genauen Vorgänge vor Ort unklar. Die Kommunikation zwischen den beiden Firmen gestaltet sich als echte Herausforderung. Die Forderung des chinesischen Unternehmens liegt auf dem Tisch: Es verlangt zehn Millionen Euro Investment, um seine Geschäftserweiterung voranzutreiben. Die Aufgabe, die vor den Studierenden liegt, ist keineswegs eine leichte. Es ist Zeit, nach China zu reisen, um sich vor Ort ein Bild zu machen, die Verhandlung sorgfältig zu planen und klare Ziele zu definieren. Und dabei das Hauptanliegen nicht aus den Augen zu verlieren: Den Konflikt beilegen und eine erfolgreiche Zusammenarbeit sicherstellen. In nur wenigen Wochen verwandeln sich die internationalen Studierenden in Ingenieur*innen aus China und in Vertreter* innen des Betriebsrats eines schwäbischen Familienunternehmens. Was eine Simulation hätte sein sollen, wird in unserem Fall ernst! – so ernst, dass die Ver handlungen fast zu einem Eklat geführt hätten. Dies zeigt, welche Intensität und Realitätsnähe durch diese Verhandlungssimulationen erreicht werden können. Es ist auch ein Anzeichen dafür, dass die Studierenden sich vollkommen auf die Spielwelt und ihre Rollen einlassen konnten. Eine aufmerksame und konstruktive Begleitung durch uns als Lehrende ist hierbei von großer Bedeutung.
Fehler als Schatz des Lernens
Die simulierende Umgebung in realistischen Planspielen bietet Studierenden den Raum sowie die Freiheit, ihre Fähigkeiten auszuprobieren und dabei auch Fehler zu machen. Der Clou: Diese Fehler sind keine Niederlagen, sondern Lernchancen. In diesem Mega Game geht es nicht nur darum, die kulturellen Unterschiede zu erkennen, sondern auch Kommunikationsstrategien und Verhandlungstaktiken aufzubauen. Die anschließende Analyse der eigenen Erfahrungen schärft das interkulturelle Bewusstsein und führt zur stetigen Verbesserung der eigenen Handlungsstrategien.
Reflexion und Debriefing
Die angeleitete Reflexion und Analyse nach den Simulationen von Verhandlungen bildet einen essenziellen Teil dieses Mega-Games. DiemStudierenden haben die Gelegenheit, ihre Erfahrungen zu beleuchten und zu diskutieren. Der Austausch von Gedanken mit Kommiliton* innen und Lehrenden erlaubt es ihnen, ihre Entscheidungsprozesse und ihr kommunikatives Handeln kritisch zu hinterfragen und alternative Vorgehensweisen zu erkunden. Debriefing stärkt somit nicht nur das Verständnis für interkulturelle Dynamiken, sondern fördert auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion.
Fazit
Für mich als Dozentin ist es erfreulich zu sehen, wie wirkungsvoll sich die Methode des Mega-Games für den Kontext interkultureller Kommunikation in der Praxis zeigt. Mega-Games bieten eine lebendige und praxisnahe Möglichkeit, interkulturelle Kommunikationsfähigkeiten zu erlernen und zu vertiefen. Durch die praktischen Erfahrungen, die Fehler als Lernchancen begreifen, und die reflektierenden Diskussionen nach den Simulationen wird eine umfassende Lernerfahrung geschaffen. In einer Zeit, in der die Welt immer enger zusammenwächst, sind solche Fähigkeiten von unschätzbarem Wert für die berufliche und persönliche Entwicklung unserer Studierenden.