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9. Februar 2018Das Leben in einer fremden Kultur ist gespickt mit Fettnäpfchen, die das berufliche Parkett unserer Mitarbeiter*innen im Ausland ziemlich rutschig machen können. Interkulturelle Trainer*innen sollen auf unbekanntes Terrain vorbereiten und dazu anleiten, anhand bestehender Klischees über Kulturen nachzudenken.
Das Leben in einer fremden Kultur ist gespickt mit Fettnäpfchen, die das berufliche Parkett unserer Mitarbeiter im Ausland ziemlich rutschig machen können. Interkulturelle Trainer sollen auf unbekanntes Terrain vorbereiten und dazu anleiten, anhand bestehender Klischees über Kulturen nachzudenken. Die eMag-Serie „Kulturen, Kommunikation und Klischees“ widmet sich diesem spannenden Berufsbild. Diesmal ist es Sabine Amend, die über interkulturelle Lernstrategien spricht und uns erklärt, was interkulturelle Kompetenz mit der Entwicklung emotionaler Intelligenz zu tun hat. Ihr Spezialgebiet: internationale Führungskompetenz-Entwicklung in den USA.
eMag: Was ist das Ziel Ihrer Trainings?
Sabine Amend: Als erfahrene Trainerin weiß ich inzwischen, dass interkulturelle Kompetenz viel mit der Entwicklung von emotionaler Intelligenz zu tun hat. Deshalb möchte ich Räume schaffen, in denen der ganze Mensch Willkommen ist und hohe Wertschätzung im Lernprozess erlebt.
eMag: Was steht bei Ihren Trainings im Vordergrund?
Sabine Amend: Nicht was, sondern wer … Ich fokussiere ganz klar auf die Person. Welche ihrer Kompetenzen bieten sich zur Entwicklung an, damit sie effektiv mit vielfältigen Kulturen arbeiten kann? Flexibilität im sozialen Verhalten gehört unter anderem dazu, aber auch Selbsterkenntnis: Wie wirke ich in fremden Kulturkontexten? Auch interkulturelle Lernstrategien sind wichtig.
eMag: Was sind Ihre Strategien im Training?
Sabine Amend: Ganz im Gegensatz zum Klischee des „ernsten Deutschen“ ist in meinen Trainings viel Humor präsent; Schwieriges muss man nicht immer schwer nehmen!
eMag: Was halten Sie von Länderklischees, wie nehmen Sie diese in Ihrem Alltag wahr?
Sabine Amend: Als Deutsche lebe ich nun seit 14 Jahren in den USA. Lange genug, um zu bemerken, was an einem selbst „richtig deutsch“ ist und wohl so bleiben wird. Nach wie vor bin ich nicht so kurzfristig-handelnd orientiert wie viele US-Amerikaner. Ich brauche Zeit zum Denken und Planen. Ich habe Freude an Ideen, auch wenn sie sich nicht sofort profitabel anwenden lassen. Auch finde ich das politische Geschehen in den USA immer noch befremdlich. Entspreche ich damit den Klischees des „European intellectual“ und „they are socialists over there in Germany“? Wenn man es so sehen will, dann sicherlich. Und damit kann ich gut leben.
eMag: Gibt es außerdem Länderklischees zu Deutschland und den Deutschen, die Ihnen auf die Nerven gehen?
Sabine Amend: Ja, definitiv! Dazu gehört der Kommentar: „Ah ja, Bier, Bratwurst und HumpTaTa-Musik“ ebenso wie Stereotype von den „bösen deutschen Militaristen“. Man hat ja „Das Boot“ gesehen und weiß komplett Bescheid …
eMag: Hat sich im Laufe der Jahre etwas an Ihrer Arbeit verändert? Sind heute andere Inhalte wichtiger als vor einigen Jahren?
Sabine Amend: Die Welt wandelt sich durch die Globalisierung – immerfort. Das wirkt sich natürlich auch auf interkulturelle Trainings aus. In den späten 1990er-Jahren lag der Schwerpunkt auf länderspezifischen Informationen für die Zusammenarbeit zwischen zwei Nationalkulturen, etwa im Hinblick auf die USA oder China. Heute ist es viel üblicher, dass Mitarbeiter Schnittstellen zu mehreren internationalen Kulturen haben – und dazu kommt dann noch kulturelle Pluralität innerhalb der Organisation.
eMag: Was bedeutet das konkret für Ihre Trainings?
Sabine Amend: Digitale Informationsgewohnheiten verändern gleichzeitig die Erwartungen ans Lernen. Die Informationseinheiten sind kürzer geworden, während ich mehr Gewicht auf aktive und interaktive Lernmethoden lege. Ich setze vermehrt aktuelle und visuelle Informationen ein.
eMag: Kann ich auch nach längerer Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen noch etwas von Ihnen lernen?
Sabine Amend: Unbedingt! Ein eindrückliches Beispiel aus einem Training: „Ach, jetzt verstehe ich, warum die Deutschen sich so verhalten!“ – ausgesprochen von einem nicht-deutschen, international erfahrenen Manager, der bereits 20 Jahre lang meistens gern und erfolgreich mit Deutschen zusammengearbeitet hatte. Diesem Manager blieb im Alltagsgeschäft keine Zeit, um aus seinen Erfahrungen wirklich zu lernen. Interkulturelle Trainings oder ein maßgeschneiderter Coaching-Prozess schützen auch international erfahrene Professionals davor, Fehler zu wiederholen, die bisher nicht aufgefallen sind. Außerdem reduzieren sie Frust und Stress, weil sie Motivationen und Handlungslogik in der anderen Kultur transparenter machen. Im Übrigen ist es immer sinnvoll, ab und zu den Status quo zu bestimmen: So lässt sich viel leichter erkennen, wo noch Wachstumspotenziale liegen, die sich nutzen lassen.
eMag: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Amend.
Über Sabine Amend
Sabine Amend, aufgewachsen in Frankfurt am Main, hat ihren Lebensmittelpunkt seit 2001 nahe Denver, USA. Zuvor lebte sie mehrere Jahre lang in Großbritannien und in China. Seit 1998 ist sie als interkulturelle Trainerin, Coach und Beraterin tätig. Sie arbeitet kulturspezifisch, coacht rund um internationale Führungskompetenz-Entwicklung und stärkt die Kapazität von Führungskräften, Teams und Organisationen im Umgang mit Komplexität. Für Infineon führt sie interkulturelle Trainings, Workshops und Beratungen vor Ort in den USA durch.
Die Autorin Valerie Woop schreibt für das Mitarbeitermagazin von Infineon Technologies AG.