BVMW After Work Event zum Thema „Herausforderung Fachkräftezuwanderung – Strategien für Oberpfälzer Unternehmen“
9. Oktober 2024Chinesen coachen – eine interkulturelle Expedition von Xiang Hong Liu
28. Oktober 2024Am 10. Oktober fand unser EXPERTS Input zum Thema „Fachkräftezuwanderung im Unternehmen erfolgreich gestalten!“ statt, den wir gemeinsam mit unseren EXPERTS Gerhard Hain von ti communication, Sigrid Labrenz von IKS Sprachtraining, Alexander da Silva Sebö von BEST CARWASH, Jutta Feigl von der Taskforce Integration von Geflüchteten des bbw sowie Uwe Frömel, Teamleiter Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Regensburg durchführen konnten.
Am 10. Oktober fand unser EXPERTS Input zum Thema „Fachkräftezuwanderung im Unternehmen erfolgreich gestalten!“ statt, den wir gemeinsam mit unseren EXPERTS Gerhard Hain von ti communication, Sigrid Labrenz von IKS Sprachtraining, Alexander da Silva Sebö von BEST CARWASH, Jutta Feigl von der Taskforce Integration von Geflüchteten des bbw sowie Uwe Frömel, Teamleiter Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Regensburg durchführen konnten.
Ausgangssituation Fachkräftemangel
In Deutschland und Österreich sowie im gesamten Euroraum fehlt es den Unternehmen an qualifizierten Fachkräften. Gründe hierfür liegen vor allem im Bereich des demographischen Wandels sowie der Diskrepanz zwischen einem Überschuss an Menschen ohne qualifizierenden Berufsabschluss auf der einen und zu wenigen Bewerbern für Fachkräftestellen auf der anderen Seite. Dem sei hinzugefügt, dass sich der Fachkräftemangel jedoch immer mehr auch zu einem generellen Mangel an Arbeitskräften ausweitet.
Notwendigkeit Fachkräftezuwanderung
Neben qualifizierenden Maßnahmen innerhalb der jeweiligen Inlandsarbeitsmärkte bedarf es einer Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland. Da die Situation in den meisten europäischen Ländern sich, wenn auch teils etwas zeitversetzt, ähnelt, bedarf es zunehmend der Suche und Rekrutierung von Fachkräften aus Drittstaaten. Ohne diese Art der Zuwanderung würden die lokalen Arbeitsmärkte schrumpfen, was zu einem fatalen Einbruch der Wirtschaftsleistung führen würde. Bereits für 2023 wurde aufgrund des Fachkräftemangels der Verlust für die deutsche Industrie auf eine Höhe von 49 Milliarden Euro betitelt. Am Beispiel Industriestandort Regensburg hat Herr Frömel sehr deutlich gemacht, dass es ohne Arbeitsmigration in Regensburg kein Wirtschaftswachstum geben würde, noch gehört der Standort aufgrund der erfolgreichen Besetzung von offenen Posten, auch mit Arbeitskräften aus dem Ausland, zu den Standtorten mit positivem Wirtschaftswachstum. Dies gilt es auch weiterhin mithilfe geeigneter Maßnahmen aufrechtzuerhalten. Von den 2024 im Vergleich zum Vorjahr neu geschaffenen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen werden mittlerweile 80 % mit Ausländer*innen besetzt. Dies unterstreicht die herausragende Wichtigkeit von Arbeitsmigration nach Deutschland, und selbiges Bild zeichnet sich für Österreich, um Wirtschaftswachstum auch in der Zukunft ermöglichen zu können.
Herausforderungen bei der Rekrutierung und im Onboarding
Rekrutierung und Onboarding bringen hier zusätzliche Herausforderungen im Vergleich zu Rekrutierung und Onboarding inländischer Arbeitskräfte mit sich. Die Herausforderungen sind hierbei vielfältig. In einigen Kulturen ist es beispielsweise unüblich, Bewerbungsunterschlagen schriftlich aufzusetzen und zu versenden. Hier bedarf es also schon im ersten Schritt der Information und Begleitung bzgl. Bewerbungsschreiben. Wenn dieses geschehen ist, müssen diese für hiesige HR-Abteilungen nicht immer zweifelsfrei zuordenbar sein. Oft können Qualifikationen und Leistungsniveaus nicht ohne Weiteres erkannt und richtig eingeschätzt werden. Im Bereich der sprachlichen Qualifizierung besteht die Notwendigkeit der Überprüfung des Sprachniveaus mithilfe geeigneter Tests, aus denen dann in Absprache mit dem Unternehmen ein geeigneter Entwicklungsplan erarbeitet werden kann. Aus kultureller Sicht, und hier sei explizit sowohl von landesspezifischer Kultur wie auch Unternehmenskultur die Rede, bedarf es einer Auseinandersetzung mit der Situation.
Bedeutung von Sprache für die Integration
Die Experts waren sich darin einig, dass der Sprache eine herausragende Rolle bei der erfolgreichen Integration von Fachkräften in Unternehmen aber auch der Gesellschaft zukommt. Fachkräften aus dem Ausland sollte ein auf sie zugeschnittener und an die Bedürfnisse des Unternehmens angepasster Sprachkurs angeboten werden. Darüber hinaus sollte den Fachkräften aber auch die Möglichkeit, und auch die Zeit, eingeräumt werden, die neuen Sprachkenntnisse im Beruf und im Privaten anzuwenden. Frau Labrenz hat hier insbesondere auf die Notwendigkeit des Förderns und Forderns hingewiesen. Es sollte besonders auf deutliche, langsame Aussprache, nach Möglichkeit ohne Dialekt, geachtet werden. Herr Hain wies auch darauf hin, dass es insbesondere in der Anfangszeit eine zielführende Lösung sein kann, im Unternehmen eine zweisprachige Kommunikation zu ermöglichen. Dies sei in anderen Regionen sowieso Usus – hier können insbesondere Unternehmen aus deutschsprachigen Regionen oft noch etwas hinzulernen.
Sensibilisierung im Unternehmen
Unternehmen müssen für die zunehmende Fachkräftezuwanderung sensibilisiert und auch begleitet werden. In Unternehmen muss eine Willkommenskultur geschaffen werden, um geeignete Fachkräfte nicht nur finden, sondern auch langfristig halten zu können. Es muss Awareness geschaffen werden, dass Integration Zeit und Engagement erfordert. Im Laufe der Diskussion hat sich auch herauskristallisiert, dass wir bereits jetzt von einer Multikultur sprechen – dessen müssen wir uns an der ein oder anderen Stelle noch bewusst werden. Insbesondere wenn es um das Thema Integration geht. Wie bei so vielen Themen, handelt es sich auch beim Thema Integration um eine ganzheitliche Mindsetfrage.
Best Practice aus dem Unternehmensalltag
Alexander da Silva Sebö, Geschäftsführer der BEST CARWASH Germany, hat sich in der Region bereits einen Namen als Vorreiter in puncto erfolgreiche Integration ausländischer Mitarbeiter*innen gemacht. Ausgangslage war auch bei ihm, dass er den Bedarf an Arbeitskräften aus dem regionalen Arbeitsmarkt nicht decken konnte, da Bewerbungen auf offene Stellen ausblieben. In seinem etablierten Konzept des Beyond HR betrachtet er potenzielle neue Arbeitskräfte nicht nur aus der eigenen Perspektive, sondern versucht gemeinsame Perspektiven zu erarbeiten – dies kann auch bedeuten, dass Mitarbeiter*innen nach erfolgreicher Weiterqualifizierung ggf. außerhalb des Unternehmens den beruflichen Werdegang weitergestalten werden. Diese Herangehensweise beschert dem Unternehmen aber zeitgleich den Vorteil einer hohen Weiterempfehlungsrate, wodurch kein Mangel an Bewerbungen besteht und eine Win-win-Situation für alle Beteiligten erreicht wird. Den Großteil neuer Mitarbeiter*innen rekrutiert Herr da Silva Sebö mittlerweile aus Empfehlungen.
Besonderheit Integration von Geflüchteten
Jutta Feigl vermittelte einen anschaulichen Eindruck, welche konkreten Unterstützungsmöglichkeiten es insbesondere bei der Integration Geflüchteter in Unternehmen gibt. Ein einjähriges Praktikum, in dem überprüft wird, inwieweit ein potenzielle*r Bewerber*in Erfolgsaussichten bei einer Berufsausbildung hat, ermöglicht es Unternehmen, mit einer Reduzierung des Risikos Ausbildungsstellen besetzen zu können. Bei erfolgreichem Verlauf wird dieses eine Jahr der Berufsausbildung vollständig angerechnet. Die Taskforce Integration Geflüchteter übernimmt gemeinsam mit dem Arbeitgeber-Services der Agenturen für Arbeit eine wichtige Lotsenfunktion, um Unternehmen zu den gängigen Regularien zu informieren und beraten. Auch BEST CARWASH hat den Versuch gestartet, Geflüchtete einzustellen – und blickt positiv darauf. Herr da Silva Sebö hat hier auch auf die bestehenden Unterstützungsangebote unter anderem der Agentur für Arbeit hingewiesen.
Unterstützungsmöglichkeiten
Dem zugegebenermaßen deutlich erhöhtem Aufwand auf Unternehmensseite stehen Unterstützungsangebote diverser Stellen und Behörden gegenüber. Der Arbeitgeber-Service der Agenturen für Arbeit unterstützt in seiner Lotsenfunktion Unternehmen von der Mitarbeiter*innensuche bis hin zum Einstellungsprozess und unter geeigneten Voraussetzungen auch darüber hinaus. Neben Beratungsoptionen gibt es auch ein breites Angebot an finanziellen sowie risikominimierenden Anreizen für Unternehmen. Die Beratung erfolgt beispielsweise über den Arbeitgeber-Service der Bundesagentur für Arbeit.
Tipps zur erfolgreichen Integration von Fachkräften aus dem Ausland
Planen Sie mehr Zeit für die Integration ein, als Sie dies beim Onboarding nationaler Fachkräfte tun würden. Sehen Sie die Aufgabe der Integration nicht nur als Aufgabe von HR, sondern des gesamten Teams, und versuchen Sie, die Fachkräfte auch in soziale Gefüge wie Sportvereine etc. einzubinden. Auch ein aktives Lernen und Anwenden der Sprache außerhalb der Sprachkurse im Arbeits- und allgemeinen Alltag ist wichtig. Unsere Experten waren sich einig, dass sich diese Mühen lohnen: Oft sind erfolgreich integrierte Fachkräfte überaus motiviert und stehen dem Unternehmen langfristig loyal zur Seite. Ein weiterer Tipp im Rahmen des Events war es, nach Möglichkeit mindestens zwei Landsleute einzustellen – dies ermöglicht den Austausch der neuen Fachkräfte in deren Muttersprache und mit oft ähnlichem Background. Darüber hinaus können Synergieeffekte erzielt werden: Wissen und Fähigkeiten, die eine*r der Fachkräfte bereits erworben hat, können der anderen Fachkraft oft leichter nahegebracht werden.
Gut zu wissen
Unternehmen, die Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren wollen, finden an vielen Stellen Unterstützung. Diese geht von Beratungs- und Schulungsangeboten über Sprachkurse bis hin zu finanziellen Unterstützungen. Mit ti communication verfügen Sie über einen Ansprechpartner auf Augenhöhe. Wir stellen gerne auch den direkten Kontakt zu den jeweiligen Experts und dem Zugang zu deren Netzwerken her.
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