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10. August 2021Ein Beitrag von Armine Sargsyan, Praktikantin bei ti communication
Auch nach 6 Jahren Leben in Deutschland gibt es Dinge, an die ich mich nicht gewöhnen kann. Es ist Samstagabend und ich habe schon wieder vergessen, für Sonntag einzukaufen. Muss ich morgen wohl Essen bestellen. Sonntag ist ein „Ruhetag“ sagen die Deutschen, sogar die alte Nachbarin von mir war unzufrieden als ich am Sonntag staubsaugen wollte. Es ist zu laut…
Einen Urlaub für August im Februar planen – unvorstellbar für mich
Diese Regel war für mich lange Zeit nervig, weil ich mein Wochenende nicht so geplant habe. Bis meine Tanzlehrerin zu mir sagte: "Aber das ist toll, du musst am Sonntag nichts machen, du musst nicht einkaufen gehen, du musst nicht putzen, du kannst dich entspannen." Nun, das funktioniert für Leute, die Tage oder sogar Monate im Voraus planen, was viele Deutsche gerne tun. Ein typisches Beispiel ist einen Urlaub im Februar für August zu planen und zu buchen. Aber nach einer so langen Zeit in Deutschland fängt man an, auch selbst zu planen und viel organisierter zu sein, sodass man sich in das System integrieren kann, was meiner Meinung nach ein großer Vorteil der deutschen Kultur ist.
Regeln über Regeln…
Viele Regeln werden in Deutschland sehr ernst genommen. Manche Leute sind sogar ein bisschen stolz drauf, dass sie sie so gut einhalten. Es gibt auch Leute, sogenannte "Hilfssheriffs", die einen immer wieder gerne darauf hinweisen, was man falsch gemacht hat. Zum Beispiel das Gehen auf einem Radweg oder das Radfahren in einer Fußgängerzone. Im Alltag gibt es absurde und auch durchaus sinnvolle Regeln, um das Zusammenleben zu verbessern. Zum Beispiel darf man im Bus nicht laut sprechen, man bekommt sogar strenge Blicke, wenn man telefoniert. Aber bei Dingen wie dem Anstehen sind die Leute sehr diszipliniert und respektvoll.
Respektvoller Umgang und immer ein Bier griffbereit
Zum Thema Respektvoll... Es ist erstaunlich, wie respektvoll die Leute hier mit anderen umgehen und immer bereit sind, zu helfen. Die Privatsphäre anderer wird hochgeschätzt, es herrscht großer Respekt vor anderen Kulturen. Und auch die Einstellung zum Essen und zur Natur ist viel vernünftiger, als man es in manchen Ländern und Mentalitäten sehen kann. Freiwillig Helfen, Ehrenamtliches Engagement? Oh ja, dafür finden die Deutschen immer Zeit. Und am Ende des Tages, oder meistens am Ende der Woche, um den Stress loszuwerden, gehen sie auf ein Bier (zumindest in Bayern). Bier ist hier wie eine Religion! Auf das Bier wird sogar geschworen. Es gibt Hunderte von verschiedenen Biersorten und mehrere Festivals, auf denen man ein leckeres Bier trinken kann. Die Deutschen nehmen ihr Bier sehr ernst und haben sogar ihr eigenes Wort dafür - "Bierernst".
Auch in der Kneipe gibt es besondere Regeln
Überall in der Welt wird in der Kneipe nach dem Trinken bezahlt. Hier kann man den Kellner oder Kellnerin sofort bezahlen, aber es ist kein Muss. Erstaunlich ist, dass der Kellner selbst die Kasse ist. Jeder hat einen Geldbeutel dabei und man wird direkt gefragt „Möchtest du gerne zahlen?“. Sie wirken manchmal sehr direkt und forsch, die meisten Kellner sind aber nett und freundlich, denn der Kunde ist König.
.... und nachts auf dem Heimweg, muss man keine Angst vor betrunkenen Menschen haben, die sind harmlos, glücklich, und manchmal sogar sehr lustig. Vor allem in einer kleinen Stadt wie Regensburg fühlt man sich wohl, wenn man nachts allein nach Hause geht.
*Unser Unternehmen ist weltweit tätig, unsere Praktikant*innen auch. Sie kommen aus verschiedenen Kulturen bzw. leben/lebten in verschiedenen Ländern. In dieser BLOG-Kategorie „Typisch…“ bitten wir sie, Alltagseindrücke aus der Sicht eines/r Ausländer*in zu beschreiben. Die Beiträge sollen bewusst keine kulturwissenschaftliche Aspekte beinhalten, allein die interessanten, oft skurrilen und häufig überraschenden Erfahrungen aus dem Alltag sollen hier berichtet werden. „Typisch Deutsch“ wurde von Armine Sargsyan aus Armenien kommend und in Deutschland lebend, in 2021 geschrieben.